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Saxworkshop „Let’s get funky“ Oktober 2019 in Hamburg

Let's get funky!

Von ca 1967 bis 1980 entstand und erblühte in Amerika der Funk (zum Wikipedia-Artikel). Merkmale des Funk waren und sind u.a. ein starker Fokus auf Groove, lange repetitive Passagen mit eher abgehackten, ausdruckstarken Melodie-Licks auf einer 16tel-Ebene, starke Synkopierungen. Um diese Aspekte ging es bei meinem diesjährigen Saxophonworkshop im Kulturzentrum LOLA in Hamburg-Bergedorf und ich muss feststellen, dass ich selten soviel Freude schon in der Vorbereitung zu einem Programm gehabt habe. Allein die Recherche zu den Hörbeispielen hat mir jede Nacht groovige Träume beschert. Die wichtigsten Merkmale des Funk bleiben nämlich eine hypnotische Tanzbarkeit und überwältigende Spielfreude.

Naturgemäß ging es dann bei dem Workshop auch in großem Maße um Rhythmik, Ausdruck und Groove. Die 16tel-Licks sind oft nicht einfach umzusetzen, daher ist es wichtig, zum einen genau zu verstehen, auf welchen Zählzeiten die Töne sind und zum anderen ein Gefühl dafür zu entwickeln und zu verinnerlichen. Am Ende ist Rhythmik etwas körperliches, nämlich der bewusst gestaltete Wechsel zwischen schwer und leicht, zwischen betont und unbetont, zwischen auf und ab, eine Art Tanz, wenn man so möchte. Hierzu habe ich ein paar Herangehensweisen vorgestellt, die ich am Beispiel von "Cissy Strut" von den Meters erläutern möchte.

Reinzoomen

Hierbei mache ich aus dem 16tel-Raster zunächst ein 4tel-Raster, ich verlangsame das Lick also. Das tue ich, indem ich jede 16tel-Note (-Pause) in eine 4tel-Note (-Pause) umschreibe. Dementsprechend wird ein 8tel-Wert zu einem halben Wert und ein 4tel-Wert zu einer Ganzen (1. Zeile). Im nächsten Schritt schreibe ich das Lick in ein 8tel-Raster und verlängere jede Note/Pause entsprechend (2. Zeile). Wenn ich das ebenfalls geübt habe, versuche ich mich wieder am Original-Lick mit 16teln (3. Zeile). Der Rhythmus ist in jeder Zeile der selbe, nur das Raster ändert sich und damit der Puls bzw. mein Zählen:

Vereinfachen

Beim Vereinfachen arbeite ich auf eine andere Art kreativ mit dem Notenmaterial. Ich lasse Töne weg, lasse Bindebögen weg, gelegentlich ersetze ich eine Pause mit einer Note, wenn es darum geht, eine Synkope (vorgezogener Schwerpunkt) zu verstehen. Ziel dabei ist es, zunächst das Grundgerüst (den Puls) des Rhythmus zu erfassen und zu üben. Wenn ich das erreicht habe, fülle ich das Gerüst nach und nach wieder mit Tönen auf, bis ich beim Original-Lick bin:

Rhythmische Silben

Der Prozess des Lernens besteht in großem Maße darin, wiederkehrende Strukturen und Muster zu erkennen. Dies trifft sehr stark auch auf rhythmische Silben zu. So trifft man gerade im Funk immer wieder auf die gleichen Rhythmen in unterschiedlichen Varianten und Variationen. Diese habe ich im Laufe des Workshops aufgeschrieben und zum Einprägen mit gesprochenen Worten und Silben in Zusammenhang gebracht. Alle Rhythmen der aufgeschriebenen Songbeispiele finden sich dort. Dazu hier ein Foto des Flipchart:

So finden sich im Lick von "Cissy Strut" auf der 3 und der 4 die Silben "Kopfsalat" und "Gurkensalat". Die Anzahl der möglichen Silben ist überschaubar, wenn mann sich mit ihnen vertraut gemacht hat, kann einem rhythmisch eigentlich nicht mehr viel passieren..

Im Kreis spielen

Die Themen und Licks im Funk sind oft kurze, prägnante Phrasen, die im Kreis gespielt werden. Das kann ich als Übungssetting sehr empfehlen, sowohl mit als auch ohne Metronom. Wenn ein Lick einmal verstanden und technisch gemeistert ist, kann ich durch längeres im Kreis spielen (loopen) des Licks versuchen, mehr Intensität und Ausdruck rein zu bekommen. Spannend ist es auch, mit verschiedenen Artikulationen zu spielen und zu spüren, wie sich eine Phrase verändert, wenn ich andere Noten akzentuiere, zwischen staccato, tenuto und portato wechsle und so weiter. Am Ende kommt es weniger darauf an, WAS wir spielen als WIE wir es spielen. Funklicks bieten sich sehr dazu an, hier Erfahrungen zu sammeln.

Fazit

Dieser Workshop hat richtig viel Spaß gemacht, und ich denke, dass seine Funkyness ein wenig auf alle kommenden Saxophonworkshop abfärben wird. In diesem Sinne: auf ein Neues und Let's get Funky!

Zu den PDFs der Flipchart-Notizen und zu den Noten geht es hier (passwortgeschützt):

Saxworkshop „Let’s get funky“ Material

Die Youtube-Playlist mit den Hörbeispielen findet ihr hier:


Hier die Übersicht:

Hörbeispiele Funkworkshop Oktober 2019
Jahr Titel Interpret Album Key
1962 Watermelon Man Herbie Hancock F
1964 Cantaloupe Island Herbie Hancock Empyrean Islands Fmoll
1965 Papa's got a Brand new Bag James Brown E
1967 Cold Sweat James Brown D
1968 What Do I Have To Do To Prove My Love To You Marva Whitney Eb
1968 The Chicken James Brown Band Single the Popcorns, B-Seite Bb
1968 1982 The Chicken Jaco Pastorius Bb
1969 Cissy Strut The Meters C
1969 It's your Thing The Isley Brothers F
1970 Back on the Streets again Tower of Power Debut: East Bay Grease Fmoll
1970 Super Good Vicky Anderson Dmoll
1971 Help Somebody Earth Wind & Fire Debut: Earth Wind & Fire cmoll
1972 Think about it Lyn Collins Emoll
1972 Superstition Stevie Wonder Ebmoll
1973 What is Hip Tower of Power The Very Best Of Tower Of Power Emoll
1974 Pick up the Pieces Average White Band Fmoll
1974 Spank-a-Lee Herbie Hancock Thrust (ein Jahr nach Headhunters) Dmoll
1974 Chameleon Herbie Hancock Single Bbmoll
1974 Stomp And Buck Dance The Crusaders Souther Comfort Bbmoll
1975 Low Rider War B
1977 Real Mother for you Johnny Guitar Watson Fmoll
1977 Brick House The Commodores Amoll
1978 Bootzilla Bootsie Collins Player of the Year F#moll
1978 Hollywood Squares Bootsie Collins Player of the Year F#moll
1978 Disco to Go The Brides of Funkenstein Funk or Walk Amoll
1978 Love Amnesia Parlet Bbmoll
1978 Flashlight Parlament Cmoll
1978 Fantasy Earth Wind & Fire Single Emoll
1979 Funky Town Lipps Inc. Cmoll
1979 Rappers Delight Sugarhill Gang Emoll
1980 Do you Love me Blues Brothers Dmoll
1980 Funk until the Edge of Time Parlet Emoll
1986 Soul with a capital S Tower of Power Dmoll
2001 Love Foolosophy Jamiroquai A Funk Odyssey D
2001 Main Vein Jamiroquai A Funk Odyssey Dmoll
2007 Hail to the Wrong Chaka Khan Funk this C#moll
2007 Pass the Peas Maceo Parker Live on Planet Groove Dmoll
2007 Shake Everything you've got Maceo Parker Live on Planet Groove D
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Saxworkshop „Musizieren im Saxophon-Ensemble“ Dezember 2018 in Hamburg

Musizieren im Saxophon-Ensemble

Am ersten Dezemberwochenende 2018 gab es wieder einen meiner Saxophonworkshops im Hamburg-Bergedorfer Kulturzentrum LOLA. Wir haben gemeinsam - in einem großen Saxophon-Ensemble, sozusagen - ein ca 15 minütiges Werk mit verschiedenen Teilen erarbeitet. Einige Parts waren von mir auskomponiert - so gibt es z.B. einen kurzen Blues in der Mitte des Werkes - andere Passagen wurden im Laufe des Workshops nach Vorgaben erimprovisiert. Einige der Teile hatte ich schon in vorherigen Workshops erfunden bzw. erprobt. Dennoch gab es auch viel Neues und in dieser Form war das Erarbeiten eines größeren Werkes auch für mich unbekanntes Terrain. Trotz drängender Uhr haben wir das Werk am Ende einmal für uns selbst aufgeführt und auf Video dokumentiert:

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Saxworkshop „Blues Improvisation“ November 2017 in Hamburg

Der Blues als Einstieg in die Improvisation

Am 04./05.11.2017 leitete ich einen Saxophonworkshop im Kulturzentrum Lola in Hamburg-Bergedorf. Aus eigenen Umfragen hatte ich erfahren, dass viele Saxophonistinnen und Saxophonisten nicht wissen, wie sie sich dem Improvisieren nähern können, der angeboten Workshop sollte hier einen Einstieg vermitteln. Als Rahmen hatte ich das Blues Schema gewählt, zum einen, weil der Blues eine Stilistik ist, deren Elemente sich in den verschiedensten Musikrichtungen wiederfinden, z.B. Rock, Rock'n'Roll, Funk, Pop, Country, Jazz etc.. Zum anderen, weil der Blues eine festgelegte Akkordfolge (Chorus) beschreibt, die sich sehr schnell verinnerlichen lässt und in der einfachsten Form aus gerade mal 3 Akkorden besteht. So lassen sich in einem festgelegten Rahmen verschiedene Herangehensweisen an die Improvisation und Methoden des improvisieren-Übens verdeutlichen und erfahrbar machen, ohne im unendlichen Meer der Möglichkeiten verloren zu gehen. Die dargestellten Lernmethoden sind universell und lassen sich dann auch auf andere Stücke/Stilistiken anwenden.

Bevor ich meinen Weg in die Improvisation beschreibe, noch einige Anmerkungen. Die meisten der im folgenden beschriebenen Übungen und Anregungen beziehen sich auf einen musikalischen Kontext, in dem es Harmonien (Chords) gibt. Es ging also in dem Workshop darum, das Improvisieren über Akkorde und Akkordverbindungen zu lernen. Es mag Settings geben, in denen andere Blickwinkel hilfreicher sind, z.B. Freejazz oder Stilistiken, in denen die Kenntnis ganz spezifischer Patterns, Phrasen oder Motive nötig ist, um von Mitmusikern und Publikum verstanden zu werden, z.B. manche Volks- oder traditionelle Musik. Auch habe ich den größeren Bogen der Improvisation als Sinnbild fürs Leben sowie psychologische Aspekte, die sich mit inneren Blockaden und falschen Glaubenssätzen auseinander setzen, weitestgehend ausgelassen. Hierzu habe ich einen eigenen Workshop mit dem Titel "Angstfrei Improvisieren" entwickelt.
Wir haben uns im Workshop exemplarisch mit dem Blues in F beschäftigt. Natürlich ist es hilfreich, den Blues in anderen Tonarten - im Idealfall allen 12 - zu lernen.

Ein Weg in die Improvisation

  1. Einzelne Akkorde und Tonleitern lernen (vertikal)
  2. Akkorde verbinden (horizontal)
  3. Lernen der (Blues-)Form, Leittonlinien
  4. Motive entwickeln und durchführen (Transposition und Adaption)
  5. Improvisation üben durch Beschränkung
  6. Weitere Konzepte und Übungen
  7. Schlusswort / Literaturempfehlungen

Teilnehmer Saxworkshop Blues Improvisation

1. Einzelne Akkorde und Tonleitern lernen (vertikal)

Als erstes geht es darum, die Akkordtöne zu lernen. Die grundlegendste Übung hierfür besteht darin, mit diesen Tönen einfache musikalische Bögen zu gestalten. Atme also tief ein und improvisiere frei und ohne Time über ein langes Ausatmen, wobei du ausschließlich Akkordtöne benutzt. Versuche dabei, den speziellen Sound der jeweiligen Tonauswahl zu erforschen und Melodien zu (er)finden. Versuche, diszipliniert zu bleiben und keine anderen Noten zu verwenden. Das ist sehr wichtig, die größte Hürde beim improvisieren-Üben besteht darin, verloren zu gehen. Wenn du in einem festgelegten Rahmen bleibst, gibst du dir selber den Anker, den du brauchst. Darüber hinaus ist es wichtig, genau zu wissen, welche Töne in einem bestimmten Akkord sind und nicht nur ungefähr. Wenn das Spielen mit den Akkordtönen gut funktioniert, füge nach und nach weitere Töne aus der Tonleiter hinzu, bis du mit der gesamten Tonleiter spielen kannst. Versuche dabei, die Akkordtöne im Ohr zu behalten und ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, welche Töne Schwerpunkttöne und welche eher Durchgangstöne sind oder eine bestimmte Klangfarbe erzeugen oder vielleicht auch eher zu vermeiden sind (die Quarte bei Durakkorden ist ein solcher Ton). Lass dir Zeit beim Erforschen der einzelnen Töne und Tonauswahlen.
Zu erwähnen wäre noch, dass Akkordtöne absolut sind, da gibt es keinen Spielraum. Wenn F7 da steht sind die Akkordtöne genau F A C und Eb. Die Zwischentöne, die zusammen mit den Akkordtönen die Tonleiter bilden, können freier ausgewählt werden, um einen bestimmten Sound zu erzeugen. Und wenn ich "outside" spiele, kann ich meinem Spiel auch andere Akkorde zu Grunde legen, als das Stück vorgibt, das nennt sich Akkorde substituieren oder das Stück reharmonisieren. Hier sollte man aber genau wissen, was man tut, es ist ein weites Feld und war nicht Thema dieses Workshops.

Hier die Tonleitern, die Akkordtöne sind die mit den offenen Notenköpfen:
Blues Improvisation Workshop Akkorde / Tonleitern

2. Akkorde verbinden (horizontal)

Nachdem wir als Einstieg die einzelnen Akkorde/Tonleitern erforscht haben, geht es nun darum, die Akkordwechsel zu lernen. In der einfachen Bluesform gibt es 3 Akkordwechsel: F7/Bb7, F7/C7 und C7/Bb7. Wir machen also die gleiche Übung wie eben, nur dass wir jetzt mit jedem Atemzug zwischen zwei Akkorden hin und her wechseln. Benutze auch hier zunächst nur Akkordtöne und erforsche, welche Töne in beiden Akkorden vorkommen und welche sich von Akkord zu Akkord verändern. Fülle dann nach und nach die Akkordtöne mit weiteren Tönen aus der Tonleiter auf. Wenn du dich mit den Akkorden schon etwas vertraut fühlst, mache das Metronom an und wechsle in Time zwischen den Akkorden hin und her. Hier bietet sich ein 2taktiger Wechsel an. Als Orientierung kannst du jeweils auf die 1 des ersten Taktes den Grundton des jeweiligen Akkordes spielen.

3. Lernen der (Blues-)Form, Leittonlinien

Hier nun die einfache Bluesform in F. Nach den vorbereitenden Übungen 1 und 2, improvisiere über die gesamte Form zunächst mit Akkordtönen und dann mit den kompletten Tonleitern. zur Orientierung kannst du zunächst einfach nur auf die 1 jeden Taktes den Grundton spielen und dann nach und nach kleine Motive hinzufügen. Das in der Form bleiben ist hier wichtiger als das Improvisieren.
Blues in F Chords


Wenn du die Form schon ein bisschen verinnerlicht hast, versuche, dich mit deinen Motiven an den Leittönen entlang zu hangeln:
Blues in F Leittonlinien

4. Motive entwickeln und durchführen (Transposition und Adaption)

Eine sehr schöne Methode, sich eine Form zu erschießen, ist es, kleine Motive zu (er)finden und diese durchzuführen. Hierfür möchte ich zwei Methoden erläutern: Transposition und Adaption. Bei der Transposition nehme ich das Motiv und transponiere es von Akkord zu Akkord. Fängt das Motiv auf dem Grundton des ersten Akkordes an, fängt es auch bei jedem weiteren Akkord auf dem Grundton an. Hierzu ein Beispiel:
Blues in F Motiv transponieren

Bei der Adaption versuche ich, möglichst in einer Lage zu bleiben. Ich spiele also das selbe Motiv über alle Akkorde und passe einzelne Töne den unterschiedlichen Akkordtönen an. Im Gegensatz zur Transposition gibt es hier oft mehrere Möglichkeiten und es ist eine Frage des persönlichen Geschmacks, wie ich die Linien gestalte. Hier das Motiv aus dem vorigen Beispiel durch den Akkordablauf angepasst:
Blues in F Motiv adaptieren

Es finden sich viele Songs in der Bluesform, bei denen das Thema durch Adaption und Transposition eines Motives entsteht.

5. Improvisation üben durch Beschränkung

Generell ist es sehr hilfreich, sich bei Improvisationsübungen auf einzelne Aspekte zu beschränken. Zum einen setzt mir eine feste Übungsvorgabe einen Rahmen, der verhindert, dass ich mich verliere. Zum anderen habe ich einen klaren Lernfokus, ich kann mich auf einen einzelnen Aspekt konzentrieren, komme dort wirklich voran und habe dir Möglichkeit, mein Vokabular zu erweitern, ohne in die immergleichen, ausgetretenen Pfade zu rutschen.
Am naheliegendsten ist die tonale Beschränkung, z.B. auf Akkordtöne oder eine andere beliebige Tonauswahl, so wie wir es gemacht haben, um die Akkorde zu verinnerlichen. Je weniger Töne ich benutzen darf, desto eher bin ich gezwungen, z.B. durch spannende Rhythmik, Dynamik oder Artikulation Spannung zu erzeugen. Der Gegenentwurf dazu wäre z.B. mit einem festgelegten rhythmischen Pattern zu spielen ohne Beschränkung der Tonauswahl. Oder versuche einmal, ununterbrochene 8tel-Ketten zu improvisieren und dich dabei der gesamten chromatischen Tonleiter zu bedienen. Das Ergebnis wird dich überraschen.
Es gibt unzählige Möglichkeiten, beim Üben einzelne Aspekte auszuklammern oder festzulegen und jede einzelne wirft dich aus der Bahn des Gewohnten und öffnet ein kleines Universum. Wichtig ist, dass du dranbleibst und weitermachst, auch wenn dir am Anfang vielleicht wenig Neues einfällt. Dein Gehirn braucht etwas Zeit, um die lieb gewonnenen Trampelpfade zu verlassen und sich auf ein ungewohntes Setting einzulassen. Nach einer Weile wird das Material jedoch weich und und formbar und du wirst überrascht sein, was du auf einmal für spannende Sachen spielst.
In einem älteren Video von mir wird das Thema auch noch mal angerissen: "Crashkurs für Timing und Intensität"

6. Weitere Konzepte und Übungen

Angerissen wurden unter anderem noch folgende Improvisationskonzepte, für mehr hat die Zeit dann leider nicht gereicht.

  • Improvisation über die gesamte Form mit der Bluestonleiter
    (F-Bluestonleiter: F / Ab / Bb / H (Blue Note) / C / Eb)
  • Improvisation mit der Country-Scale, das ist im Prinzip die Bluestonleiter in Dur
    (F-Country-Scale: F / G / Ab / A / C / D)
    Anders als die Bluestonleiter lässt sich nicht eine Country-Scale über die gesamte Bluesform benutzen. Sie muss für jeden der drei Akkorde transponiert werden.
  • Wechseln zwischen Moll und Dur Pentatonik
  • Spannung erzeugen durch alterierte Tonleitern jeweils im letzten von vier Takten (Takte 4, 8 und 12 der Bluesform)

7. Schlusswort / Literaturempfehlungen

Meiner Meinung nach lässt sich das Improvisieren in erster Linie dadurch lernen, dass man es tut! Es ist sehr hilfreich, bestimmte Aspekte zu üben, die Theorie zu lernen, Tonleiterübungen zu machen, Patterns zu lernen, Soli zu transkribieren und so weiter. Wichtiger ist es jedoch, das private Kämmerlein zu verlassen, auf Sessions zu gehen, sich mit anderen Musikern zu treffen, eine Band zu suchen oder zu gründen, sich zu trauen. Das sind Erfahrungen, die bleiben und dich wirklich wachsen lassen.

Es gibt unzählige Bücher und Playalongs zum Thema Blues und Improvisation auf dem Markt. Ich habe keinen umfassenden Überblick darüber und bin selbst für Anregungen und Hinweise in den Kommentaren dankbar. 2 Bücher, mit denen ich selbst gerne arbeite sind die Aebersold Bücher und Playalongs Vol. 2 (Nothing but Blues) und Vol. 42 (Blues in all Keys).

Ein paar Tonleiterübungen von meinem ehemaligen Lehrer Herb Geller findest du unter www.saxtrainer-hamburg.de/herb-geller-tonleiteruebungen.

Hier möchte ich noch dem Kulturzentum LOLA in Hamburg - Bergedorf und insbesondere Hartmut danken, der diesen Workshop - und hoffentlich noch weitere - organisiert und möglich gemacht hat.

Ich freue mich über Kommentare, Feedback und Anregungen. Falls ich etwas vergessen haben sollte, lasst es mich wissen. Und wenn ihr Themenvorschäge für den nächsten Saxophonworkshop habt (Herbst 2018 in der LOLA), schreibt diese gern in die Kommentare.

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Saxworkshop „Timing“ Oktober 2016 in Hamburg

Timing Timing Timing

Am Wochenende 08./09. Oktober 2016 hatte ich das Vergnügen, im Kulturzentrum Lola in Hamburg-Bergedorf einen Saxophonworkshop zum Thema „Timing“ zu leiten. Das freut mich besonders, da ich gerade erst nach Bergedorf gezogen bin und dieser Workshop – nach einem mit 16 TeilnehmerInnen voll besetzten ersten Mal - von nun an regelmäßig statt finden soll.
Offensichtlich ist das Thema „Timing“ für viele SaxophonistInnen nicht ausreichend beleuchtet und wird gerne als etwas kommuniziert, was man „hat“ oder eben „nicht hat“. In dem Workshop habe ich versucht, sehr grundsätzlich und differenziert einzelne Aspekte von Timing herauszuarbeiten und in einfachen Übungen erfahrbar zu machen. Anstatt des diffusen Anspruchs an sich selbst: „das muss man halt irgendwie fühlen“, der unabwendbar zu der Frustration führt, dass man es eben nicht einfach fühlt, gebe ich den Übenden einfache und verifizierbare Werkzeuge an die Hand, sich dem Themenbereich zu nähern. Und die gute Nachricht ist: Stabiles Timing und Groove sind erlernbar!

Nachfolgende Thesen und Übungen beziehen sich auf das, was im Allgemeinen als westliche U-Musik bezeichnet wird, also Rock, Pop, Jazz und ähnliches, vornehmlich im Viervierteltakt mit 8tel oder 16tel-Unterteilung.

Thesen und Übungen, die im Workshop erarbeitet wurden

  1. Zeitgefühl ist etwas Körperliches
  2. Timing ist in den Fingern
  3. Der 4tel-Puls trägt die Musik
  4. Ein stabiles inneres 8tel-Raster ist der Schlüssel zum Timing
  5. Groove entsteht durch leichte, regelmäßige Temposchwankungen innerhalb des Taktes

Teilnehmer Saxworkshop Timing

1. Zeitgefühl ist etwas Körperliches

Das klingt erst einmal wie eine Binsenweisheit, ist jedoch von immenser Wichtigkeit. Pendelbewegungen sind stabil. Daher empfehle ich, das eigene innere Timing durch „Stompen“ zu etablieren, das ist wie gehen im Takt auf der Stelle. Durch das leichte Hin- und Herwiegen des Körpers und den stetigen Wechsel zwischen schwer und leicht (als schwer empfinden wir die Downbeats, als leicht die Offbeats) kann ich aus mir selber heraus ein stabiles RhythmusGEFÜHL entwickeln, welches sich mit der Zeit so weit internalisiert, dass ich auf das Stompen selbst verzichten kann. Aus der Bewegung heraus kann ich üben, Rhythmen klatschen, Zählzeiten sprechen und Patterns im Kreis spielen, worauf ich weiter unten noch eingehen möchte.

Achte beim Üben mit Stompen darauf, dass alle von dir gespielten Downbeats fühlbar mit dem Aufsetzen des Fußes auf dem Boden zusammen fallen. Um dies zu verdeutlichen, kannst du einzelne Zählzeiten – besonders die 1 als wichtigste Zählzeit bietet sich hier an – bewusst kraftvoll „in den Boden treten“.

Das weit verbreitete Tippen mit der Fußspitze ist dagegen nur von einzelnen GEDANKLICHEN Impulsen gesteuert, hat keine eigene Stabilität, gibt keinerlei rhythmischen Halt, lenkt von äußerem Input ab - z.B. Metronom, Playalongs oder Mitmusikern - und ist demzufolge zu vermeiden.

2. Timing ist in den Fingern

Wenn sich meine Finger schwammig und weich bewegen, kann ich auch das beste Rhythmusgefühl nicht umsetzen. Die Finger sollten sich immer aus einem klaren, präzisen und schnellen Impuls heraus bewegen, egal ob in den Tonwechsel ein oder alle Finger involviert sind. Auch wenn man dies vielleicht als selbstverständlich erachtet, nach dem Motto „joa, Fingerbewegungen halt..“, empfehle ich, sich immer wieder hinzusetzen und die Bewegung der einzelnen Finger zu üben. Ungenaue Fingerbewegungen lassen sich auch durch die ausdruckstärkste Phrasierung und den vollsten Ton nicht ausgleichen.

Hier dazu eine kleine Übung, mit der ich jeden Finger einzeln und in den wichtigsten Zweierkombinationen mobilisieren kann. Achte darauf, dass die Übungen langsam, gleichmäßig und mit klaren Impulsen und schnellen Fingerbewegungen ausgeführt werden und krieche mit deiner ganzen Aufmerksamkeit in deine Finger. Spüre, wie die Fingerkuppe die Klappe berührt und wie viel Kraft nötig ist, um diese zu schließen, spüre die Mechanik, die dahinter steht, spüre, wie das Polster auf den Kamin schlägt und wie beim Öffnen die Klappe von der Mechanik aufgefangen wird. Erweitere deinen Fokus auch auf die Finger, die nicht involviert sind.

einfache Tonwechselübung Saxworkshop Timing

Wenn das schon gut funktioniert, kannst du die Tonwechsel auch in Form des Paradiddles üben. Schlagzeuger üben das die ganze Zeit.. (rechts links rechts rechts links rechts links links, immer im Kreis). Wenn ich einen Ton als „rechts“ und den anderen Ton als „links“ definiere, sieht die Übung so aus:

Paradiddl Tonwechselübung Saxworkshop Timing

Beachte, dass alle Tonwechsel gebunden werden, nur die Tonwiederholung wird mit einem lockeren „da“ angesoßen. Auch diese Übung sollte langsam und gleichmäßig durchgeführt werden. „Gleichmäßig“ ist hier das Zauberwort.

Du kannst auch versuchen, mit den Fingern „Schlagzeug zu spielen“, indem du ohne in das Instrument zu blasen deine Stücke und Übungen spielst und versuchst, die Klappengeräusche als Groove zu etablieren.

Generell gilt, dass wir all unsere Tonleiterübungen gebunden machen sollten, damit wir klare Fingerbewegungen lernen und ein klares Feedback darüber bekommen, ob die Finger das tun, was sie tun sollen. Um Phrasierungen zu üben, benutze ich andererseits sich wiederholende Patterns (Repeating Patterns, dazu weiter unten mehr), die meine Finger schon verinnerlicht haben, denn wenn ich versuche, mehrere Aspekte gleichzeitig zu lernen, verliere ich meinen Fokus und lerne am Ende auf keinem Gebiet wirklich etwas.

3. Der 4tel-Puls trägt die Musik

Pop, Rock, Swing und viele lateinamerikanische Rhythmen (Bossa Nova, Samba, Rumba, Chachacha..) leben von einem klaren 4tel-Puls. Dieser Puls ist die Grundlage des Rhythmus und des Grooves. Hierzu eine kleine Übung, die auf der weiter oben dargestellten einfachen Tonwechselübung aufbaut:

Tonwechselübung mit 4tel-Puls exemplarisch Saxworkshop Timing

Achte darauf, die Downbeats leicht zu akzentuieren und die Offbeats legato und etwas leiser zu spielen. Wenn die Offbeats dazu kommen, sollte sich der 4tel-Puls in den Downbeats nicht verändern.

Du kannst auch einfach mal versuchen, bei Stücken oder Übungen, an denen zu gerade arbeitest, alle Downbeats leicht zu betonen. Bei manchen Stücken funktioniert das klarer als bei anderen und ich würde bei einer Aufführung wohl eine abwechslungsreichere Phrasieren bevorzugen, aber um den Puls einmal zu fühlen, ist das eine hilfreiche Anregung. Generell kann ich Synkopen (vorgezogene Noten, in diesem Kontext 8tel Vorzieher) nur dann überzeugend und ohne rauszufliegen spielen, wenn ich den eigentlichen Schwerpunkt, der auf dem folgenden Downbeat liegt, fühlen kann.

4. Ein stabiles inneres 8tel-Raster ist der Schlüssel zum Timing

Wenn der kleinste Notenwert eine 8tel ist, gibt es ein einem 4/4 Takt nur acht mögliche Zählzeiten: 1, 1und, 2, 2und, 3, 3und, 4, 4und. Unabhängig davon, wie lang ich einen Ton aushalte, beginnt jeder Ton auf einer dieser Zählzeiten. Die Anzahl möglicher rhythmischer Kombinationen ist also begrenzt. Wenn man die gängigsten Rhythmen gelernt hat, kann einen kaum mehr etwas aus der Bahn werfen. Um dieses 8tel Raster zu etablieren und zu verinnerlichen, gibt es ein paar Übungen und Herangehensweisen.

a) Die Deadnoteübung. Hier spiele ich das durchgängige Raster, indem ich alle Zählzeiten tonlos mit „da“ anstoße. Rhythmen etabliere ich dadurch, dass ich einzelne Töne wirklich als Ton spiele und so heraus hebe. Diese Übung eignet sich einerseits, um einzelne rhythmische „Silben“ und deren Notenbild zu lernen und andererseits, um mir rhythmisch komplizierte Passagen zu erschließen.

8tel-Raster Deadnote Übungen Saxworkshop Timing
Als Anwendungsbeispiel die Instrumentalantwort auf den Strophengesang von "See You later Alligator":

8tel-Raster Übung See You later Alligator Saxworkshop Timing

b) Alternativ kann ich beim Üben von Melodien auch jede Zählzeit als Ton spielen. Eine notierte 4tel-Note wird so zu zwei gespielten 8teln, eine notierte punktierte 4tel zu drei gespielten 8teln und so weiter:

8tel-Raster Übung See You later Alligator

c) Eine schöne Übung ist es auch, Melodien zu singen und dabei die Zählzeiten als Text zu benutzen:

8tel-Raster Übung Zählzeiten singen Saxworkshop Timing

Diese Übungen gehen sehr gut aus dem Stompen heraus, allerdings erst dann, wenn die Zunge bzw. der Sprechapparat die Aufgaben problemlos meistert. Versuche auch, im Kopf mitzuzählen, du solltest immer „1 – 2 – 3 - 4“ denken. Irgendwann passiert das automatisch und man entwickelt ein ganz klares Gefühl zu jeder einzelnen Zählzeit und dafür, wann 4 Schläge vorbei sind. Bis dahin heißt es zählen, zählen, zählen!

Unsere westliche Musik basiert so sehr auf der Zahl vier, dass ich inzwischen ohne mitzuzählen weiß, wann 4 Takte vorbei sind, wann 4 mal 4 Takte vorbei sind, wann 4 Chorusse vorbei sind und so weiter. Nur beim vom Blatt Spielen komplexer Passagen falle ich manchmal auf das gedankliche Zählen zurück und es hilft mir hier enorm dabei , nicht rauszufliegen.

5. Groove entsteht durch leichte, regelmäßige Temposchwankungen innerhalb des Taktes

Wenn ich ein stabiles 8tel-Raster entwickelt habe und damit spielen kann, kann ich anfangen, mich mit dem Thema „Groove“ zu beschäftigen. Ein Pattern fängt dann an zu grooven und zum Tanzen einzuladen, wenn das Raster eben nicht 100prozentig genau ist. Z.B. wird in der Klassik sehr gerne die 1 etwas länger gespielt. Beim Wiener Walzer ist die 2 sehr früh zu spielen, damit der Rhythmus den nötigen Schwung hat. In der Pop- und Rockmusik wird der Backbeat – also die 2 und die 4 – etwas später und schwerer genommen als die 1 und die 3. Auch die tänzerische 8tel-Auffassung beim Swing und Shuffle ist eine solche Verzerrung des Tempos innerhalb eines Taktes. Fast immer, wenn wir den Drang haben, uns zur Musik zu bewegen, liegt eine immer wiederkehrende Temposchwankung in jedem Takt zu Grunde.

Um mein Bewusstsein für das Mikrotiming zu schärfen, arbeite ich, wie eingangs schon erwähnt, mit Repeating Patterns. Das sind eher kurze Patterns (oft Bassfiguren) die ich für eine längere Weile im Kreis spiele. Der Lerneffekt setzt da ein, wo ich das Pattern so weit verinnerlicht habe, dass ich mich voll und ganz darauf konzentrieren kann, es durch Mikrotiming und Phrasierung auf den Punkt zu bringen. Hier zwei Beispiele.

Bei diesem Beispiel würde ich versuchen, die 2 und die 4 schwer und etwas laid back zu spielen, mich also quasi richtig in die Zählzeit reinzusetzen:

Repeating Pattern 1 Saxworkshop TimingBei diesem Beispiel, das ein wenig tangoartig-zackig daher kommt, würde ich mich schwer in die 1 setzen und die Offbeats im 2. Takt eher leicht und zur 1 hin treibend spielen.
Repeating Pattern 2 Saxworkshop Timing

Generelle Übungstipps

Jeder Mensch hat ganz individuelle Aufmerksamkeitsspannen und Lernkurven. Sich hier selbst zu erforschen kann sehr hilfreich sein, wenn es darum geht, effektiv zu üben. Generell lernt man am schnellsten am Anfang der Lernkurve, also wenn man vor ein neues Problem gestellt wird und sich die Lösung erarbeitet. Wenn ich z.B. eine neue Passage lernen möchte, lerne ich in den ersten paar Wiederholungen am meisten. Danach flacht die Lernkurve stark ab und weitere Wiederholungen zeigen kaum noch einen Lerneffekt.

Demzufolge hat sich in meiner Übungsroutine eine Art Zirkeltraining etabliert: Ich suche mir 3 oder 4 Arbeitsfelder heraus, z.B. eine Tonleiterübung, ein Repeating Pattern, ein bestimmtes Setting zur Improvisation und eine Stück Literatur und beschäftige mich mit jedem dieser Arbeitsfelder 10-15 Minuten lang, bevor ich weiter gehe. Wenn ich einmal durch bin, fange ich wieder von vorn an. So bleibe ich immer in dem Bereich, in dem ich etwas Neues lerne und konzentriert bin. Ohne Konzentration ist jegliches Üben verschwendete Zeit.

Im Übungsmodus versuche ich auch immer, mich auf einen isolierten Aspekt zu fokussieren. Wenn ich z.B. Fingerübungen mache, versuche ich nicht gleichzeitig meine Phrasierung zu verbessern. Wenn ich Finger und Phrasierung zusammen bringen möchte, versuche ich nicht gleichzeitig ein neues Stück zu lernen, sondern tue dies mit Material, das ich schon gut spielen kann. Wenn ich mein inneres Timing stärken will oder ein Stück Musik lerne, lasse ich das Metronom aus. Erst wenn ich das Stück spielen kann, mache ich vielleicht das Metronom an, dann jedoch, um das Spielen zum Metronom zu üben und nicht mehr das Stück.

Wenn ich dann den Übungsmodus verlasse und spiele, sei es im Übungsraum oder auf einer Bühne, zoome ich aus einem klaren Fokus hinaus in die Totale und versuche einfach zu spielen, also eine allgemeinere Vorstellung von dem zu haben, was auf dem Programm steht und diese dann umzusetzen.

Hier sei noch erwähnt, dass man unweigerlich alles mitlernt, was sich während des Übens zeigt, z.B. Körpergefühl und -haltung, Gedanken zum eigenen Spiel und Wertungen darauf, Stress, Anspannung aber auch Freude und Erleichterung und so weiter. Übe ich das Material in einem Tempo, das mich eigentlich überfordert, bleibt dieser Gedanke als (unerwünschtes) Übungsresultat übrig: Ich kann das nicht spielen, ich bin damit überfordert. Es ist also besser in einem Tempo zu üben, das man meistern kann, auch wenn es einen vielleicht etwas anspornt. Dann lernt man nicht nur das Material, sondern auch das Erlebnis, dass man es spielen kann und geht mit einem positiven Gefühl aus der Übesession heraus.

Metronomarbeit

Interessanter Weise kommt das Thema Metronom hier als letztes auf den Tisch, obwohl es doch um Timing geht. Das liegt daran, dass es für die Arbeit mit einem EXTERNEN Zeitgeber wichtig ist, ein stabiles INTERNES Zeitgefühl zu haben. Die meisten Übungen zielten auf das innere Timing ab. Bei dem Spiel mit dem Metronom geht es nicht so sehr darum, auf das Metronom zu reagieren, also auf die Klicks zu warten und dann damit zu spielen, sondern darum, das eigene Timing mit einem äußeren Einfluss zu synchronisieren. Im Idealfall ist die innere Uhr schon so stabil, dass nur eine gelegentliche Bestätigung nötig ist, dass es noch synchron ist.

Ich arbeite meistens mit großen Abständen zwischen den Klicks. Das Metronom so einzustellen, dass ich es auf 2 und 4 interpretieren kann, ist immer passend. Ohne das Tempo verstellen zu müssen, kann ich die Klicks nun auch auf 2und und 4und interpretieren oder auf 1und und 3und. Das ist schon etwas herausfordernder. Die meisten Standalone-Geräte lassen sich nicht langsamer einstellen als 40bpm, was leider oft zu schnell ist, um z.B. nur einen Klick pro Takt zu hören. Viele Metronom-Apps haben da einen größeren Spielraum. Ich arbeite sehr gerne mit „Time Guru“, einer App für das IPad. Hier kann ich runter bis auf 5 bpm gehen. Es lassen sich darüber hinaus auch ungerade Klicks programmieren, z.B. 11/8 und ich kann die App dazu bringen, zufällig einzelne Klicks auszulassen. Das hat einen immensen Lerneffekt für das innere Timing.

Man kann das Metronom auch so einstellen, dass auf jedem dritten 4tel ein Klick ertönt, die Periodizität also über den 4/4 Takt hinaus geht. Hier sind der Phantasie kaum Grenzen gesetzt, was das Spiel mit den beiden Parametern Abstand zwischen den Klicks und Startzählzeit des Klicks angeht.

Sonstiges

Hier kann man sich die im Workshop entstandenen Flipcharts und Song-Arrangements herunterladen:

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Danke an die Lola und Hartmut Falkenberg, der diesen Workshop möglich gemacht hat!

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